Auf dieser vorerst letzten Etappe wandere ich von Kordel aus nach Trier. Der Tag ist komplett verregnet, ich werde triefend in Trier ankommen, mit einem Riesenumweg im Gepäck. Letztendlich egal, ich habe die Tour durch die Eifel geschafft, fast immer allein, und darauf bin ich stolz.
Einsam
....
Einsamkeit kann dir zur Gewohnheit werden,
denn sie erlaubt dir,
so zu sein,
wie du bist,
das zu tun,
was du willst,
Grenzen zu verschieben,
wie es dir passt,
denn außer dir
ist keiner da,
den es kümmert,
aber in der Einsamkeit
wächst der Graben
zwischen dem,
was du dir vielleicht wünschst
und dem,
was du nicht mehr wagst.
Was, wenn es dasselbe ist
aus Angst
vor neuen Verletzungen? ...
(sigrid josten)
der ganze Text zu finden in:
wolkenkrazzer.blogspot.com
Die Etappe von Bollendorf nach Minden ist zum größten Teil verregnet. Einer der absoluten Lichtblicke an diesem Tag ist der Besuch der Willibrord-Basilika in Echternach, die mich fasziniert hat. Das lag vorwiegend an dem Christus-Torso, einem im 2. Weltkrieg zerfetzten Holzkreuz, das 1945 in den Trümmern der Basilika gefunden wurde, und das jetzt im Seitenschiff der wieder errichteten Basilika zu sehen ist. Das Kreuz und auch die Symbolik, die dahinter steckt, hat mich sehr beeindruckt.
Dies ist bisher die einzige Etappe, die ich in Begleitung wandere. Das ist schön, denn mein Mitwanderer ist ziemlich "gut drauf". Daher macht es auch nichts aus, dass wir am Ferschweiler Plateau Umwege gehen. Obwohl wir immer noch nicht genau wissen, wo der Umweg begann. Vielleicht war es ja auch keiner. Und wenn doch, manchmal haben die auch ihren Sinn, möglicherweise... Wie dem auch sei, wir bedauern das nicht, denn sonst hätten wir möglicherweise eine sehr schöne Landschaft verpasst.
"Könnt´ ich nur in Farbe träumen.
Hab´ mich irgendwo verloren.
Wo sind meine Zwischentöne? ..."
(aus: sigrid josten:
wolkenkrazzer.blogspot.com:
"Porträt in Schwarz-Weiß und Bunt")
Dies ist die Etappe, in der Erinnerungen an meine ersten Etappen zu Tage treten, weil meine Füße wieder "Rohe -Fleischbällchen"-Assoziationen freisetzen, und mich die "Lage" meines Pilgerzimmers erst in Verwirrung und dann in wahre Verzückung treibt.
Eifel · 22. Dezember 2017
Wolkencode
Mit jeder Wolke
schicke ich dir
einen geheimen Gruß.
Stelle mir vor,
dieselben Wolken
kreuzen
deinen Weg.
Vielleicht
kannst du
meine Nachricht
in den Wolken lesen,
kennst
meinen "Wolkencode".
Freue mich
auf jeden Regentag,
die Wolken
ein Geheimnis
zwischen dir und mir.
(sigrid josten, aus: wolkenkrazzer.blogspot.com)
Eifel · 26. November 2017
Die achttägige Fortsetzung meiner Wanderung auf dem Jakobsweg von Prüm weiter gehend nach Trier, fängt damit an, dass ich den Bus verpasse, obwohl ich früh aufgestanden bin. Dafür komme ich in den zweifelhaften Genuss eines Werbefilms in der Endlosschleife. An diesem Tag begegne ich unterwegs kaum einem Menschen, stattdessen aber kreischenden Krähen und raunenden Bäumen.
Das ist die Etappe, auf der es samstags fast ohne Unterlass regnet, meine Joggingschuhe die Funktion von wandernden Kneippbecken übernehmen, bis ich abends triefend in Prüm ankomme. Die Etappe, auf der ich ins Philosophieren gerate, mich aber auch Phantasien heimsuchen. Erwähnenswert auch meine orientalisch beschallte Rückfahrt mit dem Taxibus "Istanbul" am nächsten Tag quer durch die Eifel Richtung Gerolstein.